Die Auswahl des richtigen Edelstahls ist eine kleine Wissenschaft für sich. Denn auch wenn landläufig ab einem Chromgehalt von mindestens 10,5 % von Edelstahl rostfrei gesprochen wird, ist dieser schon unter leicht erschwerten Bedingungen (z. B. Chlor, Salz in der Luft) durchaus anfällig für Rost. Erst wenn zum Chrom noch Nickel, oder Chrom- bzw. Nickeläquivalente kommen, kann tatsächlich von rostfrei gesprochen werden. Die tatsächlich rostfreien Edelstähle verfügen über einen Chromgehalt von 16 - 18 % und mehr, abhängig von Gefüge und Oberfläche.
Mit ferritischem Gefüge:
Ferritische lstEdeähle sind ab 12 Prozent Chrom rostbeständig und können bis zu 30 Prozent Chrom enthalten, bevor sie zu spröde werden. Mit eher mittelmäßiger Zugfestigkeit und Zähigkeit werden diese eher günstigen Edelstahl-Werkstoffe für wenig beanspruchte Anwendungen (Haushaltswaren, Fahrzeugteile) im Einsatz. Typische Beispiele: 1.4003 (X2CrNi12), 1.4512 (X2CrTi12) und 1.4521 (X2CrMoTi18-2),
Mit martensitischem Gefüge:
Martensitische Edelstähle weisen mit mehr als 12 – 18 Prozent Chrom und mit mehr als 0,1 Prozent Kohlenstoff eine hohe Härte und Festigkeit auf. Diese anspruchsvollen Edelstähle werden gerne für Schneidwerkzeuge und im Turbinenbau eingesetzt. Typische Beispiele: 1.4021 (X20Cr13), 1.4112 (X90CrMoV18), 1.4122 (X39CrMo17-1),
Mit austenitischem Gefüge
Austenitische Edelstähle enthalten mindestens 17 Prozent Chrom, 7 Prozent Nickel und bleiben unter 0,1 Prozent Kohlenstoff. Sie lassen sich teilweise recht gut zerspanen. Besonders gut zum Beispiel 1.4305, was in diesem Fall wieder auf Kosten der Korrosionsbeständigkeit geht. Aber es gibt auch ausgeglichen gute Eigenschaften, Beispiel 1.4301, der bei guter Korrosionsbeständigkeit gut zerspanbar ist und sich zudem ausgezeichnet schweißen lässt. Die Top-Seller unter den Edelstählen gehören zu dieser Gruppe, wie: 1.4301 (X5CrNi 18-10), 1.4307 (X2CrNi18-9), 1.4404 (X2CrNiMo17-12-2) oder 1.4541 (X6CrNiTi18-10).
Austenitisch-ferritische Edelstähle
Diese Edelstähle, auch Duplexstahl genannt, vereinen die Vorteile von der hohen Zähigkeit des austenitischen Gefüges mit Korrosionsbeständigkeit, vor allem gegen Spannungsrisskorrosion, der ferritischen Stähle. Mit 22 bis 29 Prozent Chrom, ca. 7 Prozent Nickel, unter 0,05 Prozent Kohlenstoff und mit 0,05 Stickstoff angereichert, sind sie vor allem für stark beanspruchte Anwendungen in der chemischen Industrie und hochwertiger Architektur im Einsatz. Typische Beispiele: 1.4362 (X2CrNiN23-4)., 1.4462 (X2CrNiMoN22-5-3) und 1.4410 (X2CrNiMoN25-7-4).
Die differenzierte Betrachtung der verschiedenen Edelstähle zeigt, wie wenig ein Standardwert von z. B. 12 Prozent Chrom und die Bezeichnung „rostbeständig“ oder „rostfrei“ tatsächlich über die Korrosionsbeständigkeit von Edelstählen aussagen.